Ausbildung für brasilianische Schülerinnen und Schüler in der Diakonie Leipzig

Der Fachkräftemangel in Deutschland stellt auch die Diakonie Leipzig vor große Herausforderungen. Der demografische Wandel wird die Situation in den nächsten Jahren weiter verschärfen, da die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland deutlich steigen wird. Gleichzeitig gibt es aber zu wenig Personal, da die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen. In den nächsten zehn Jahren wird in Sachsen jede fünfte Pflegekraft in den Ruhestand treten. Um die offenen Stellen in der Pflege zu besetzen, werben Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen in Deutschland verstärkt Fachkräfte im Ausland an. Ein Krankenhaus in Pulsnitz hat bereits ca. 40 Pflegekräfte aus Brasilien integriert.


Sächsische Delegation in Brasilien

Vor diesem Hintergrund reiste Ende Januar 2024 eine sächsische Delegation unter der Leitung von Sozialministerin Petra Köpping nach Brasilien. Gemeinsam mit anderen Geschäftsführern sächsischer Kliniken und Pflegeheime, war auch ich Teil der Delegation. Vor Ort konnten wir uns ein Bild über den Anwerbeprozess machen. Wir besuchten einen Sprachkurs im Deutsch-Brasilianischen Kulturzentrum Recife (CCBA), in dem sich Pflegekräfte auf ihren Einsatz in Deutschland vorbereiten, sowie eine Krankenpflegeschule und verschiedene Krankenhäuser.
Auch ein Treffen mit dem deutschen Konsul stand auf dem Programm.

Zusammenarbeit mit Sprachschule

Für die Diakonie war schnell klar, dass die Abwerbung von ausgebildeten Pflegefachkräften aus Brasilien für uns nicht der richtige Weg ist. Stattdessen hat die Diakonie Leipzig gemeinsam mit der Diakonie Westsachsen zusammen mit dem Sozialministerium des Bundesstaates Pernambuco und der Sprachschule CCBA ein Pilotprojekt gestartet, das auf junge Menschen von öffentlichen Schulen im ländlichen Raum abzielt. Diese Jugendlichen, die trotz hervorragender Leistungen aufgrund ihrer finanziellen und sozialen Situation keine beruflichen Perspektiven haben, sollen durch das Projekt eine Chance auf eine Ausbildung in Deutschland haben.

Besuch des brasilianisch-deutschen Kulturzentrums Centro Cultural Brasil Alemanha (CCBA). [Foto: Diakonie Leipzig]

450 Bewerbungen für die Sprachschule

Die ausgewählten jungen Menschen sollen zunächst in der Sprachschule CCBA in Brasilien bis zum Sprachlevel B2 ausgebildet werden. Während dieser Zeit erhalten sie ein Stipendium zur Sicherung ihres Lebensunterhalts. Mit ihrem Abschluss kommen die jungen Menschen dann nach Leipzig und können damit direkt ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft bei der Diakonie beginnen. Die Kosten für die Anwerbung, die Kosten für den Sprachkurs und den Lebensunterhalt in Brasilien sowie die Anreise übernimmt die Diakonie.

Die Resonanz auf das vom Ministerium intensiv beworbene Projekt war überwältigend. Die Internetseite wurde über 180.000 Mal aufgerufen. Innerhalb von 10 Tagen gingen trotz sehr hoher Anforderungen bei den Schulnoten und an die Bewerbung über 450 Bewerbungen für eine Ausbildung zur Pflegefachkraft in Deutschland ein.

Bewerbungsgespräche vor Ort

In der letzten Maiwoche reisten unsere Personalleiterin Julia Hohl, der zentrale Praxisanleiter Thomas Grassmann und ich nach Recife, um dort an drei Tagen Vorstellungsgespräche mit 21 Personen zu führen. Begleitet wurden die Gespräche durch Schulpsychologinnen des Ministeriums. Die Auswahl fiel sehr schwer, weil durchweg alle Kandidatinnen und Kandidaten hochmotiviert waren und einen engen Bezug zur Pflege hatten. Am Ende wurden für Leipzig fünf Männer und sechs Frauen ausgewählt, die im Juli ihren Sprachkurs am CCBA in Recife starteten und den sie im Mai 2025 abschließen werden.

Die Kandidat:innen warten auf den Start des Auswahltges. [Fotos: Diakonie Leipzig]

Integrationsbeauftragte im Werk

Seit Oktober ist Taciana Maria Murmel als Integrationsbeauftragte für die Diakonie Leipzig im Einsatz. Die gebürtige Brasilianerin bringt eine beeindruckende Expertise mit: Sie hat Deutsch als Fremdsprache an der Universität von Paraná und an der Universität Leipzig studiert und verfügt über langjährige Erfahrung als Deutschlehrerin. Frau Murmel wird die jungen Fachkräfte aus Brasilien bei ihrer Integration in Leipzig unterstützen. Schon jetzt steht sie über Video in regelmäßigem Kontakt mit den zukünftigen Auszubildenden. Über Videokonferenzen beantwortet sie Fragen und klärt wichtige Details, um die Ankunft und den Start in Deutschland zu erleichtern. Zudem arbeitet sie eng mit den Behörden zusammen, um den Einreiseprozess reibungslos zu gestalten.

Im September 2025 beginnen die Brasilianerinnen und Brasilianer dann zusammen mit unseren Azubis aus Deutschland die reguläre Ausbildung zur Pflegefachkraft in Leipzig. Wir sind überzeugt, dass diese jungen Menschen unsere Arbeit mit ihren Erfahrungen und ihrer Lebensfreude sehr bereichern werden.

Bem-vindo à equipa da Diakonie Leipzig!

Sebastian Steeck, Kaufmännischer Vorstand, informierte die Bewerber:innen über das Auswahlverfahren.

Sebastian Steeck
Kaufm. Vorstand